Panama: Paradies in Verwesung
Paul Erdmann
April 12, – July 19, 2025
Atmest du?
Ich atme.
Gut, lass uns jetzt nicht atmen. Wir atmen nicht.
Du bist gefallen, ich bin gefallen. Alles ist in Schichten heruntergefallen, mit den Wellen des Ozeans. Nach jedem Pogrom. Cortés, Pizarro und wie sie alle hießen. Columbus war selbst Jude.
Panama. Panamá!
Wir wollten weg von Europa. Weg vom Hitler und den dunklen Buchenwäldern. Weg von Sarazin mit seinem Buch. Für uns ist die Welt keine exotische Attraktion. Wir sind überall NICHT zu Hause.
In Madagaskar hätte niemand gemerkt, daß das kein Deutsch ist, das wir sprechen. Wir wären dort einfach Europäer.
Dort wären wir Deutsche!
Atmest du? Lass uns jetzt nicht atmen.
Es ist schwül und heiß in Panama. Panamá!
Diese Festung aus Bäumen und Lianen, Flüssen und Bächen. WASSER, WASSER! Da bist du also, ein Gast auf der Hochzeit der Paradiesvögel!
Aber ich habe keine Ahnung, wie diese Bäume hier heißen – ich erinnere mich an eine Buchhändlerin in Berlin und an die verpestete Luft dort! Bis heute spucke ich Blut während ich schlafe. Angelockt vom Geruch meines Blutes kommen aus dieser Ritze Scharen ausgehungerter Ameisen heraus und verwandeln meinen Garten in ein Schlachtfeld. Der Boden ist voller Gruben und Löcher. Diese Narben sind auch tagsüber kaum sichtbar.
Europa...Europa!
Atmest du?
Born in Wrocław, Poland in 1970. Emigrated to West Germany in 1989.
Studied at the Academy of Fine Arts in Nuremberg from 1995 to 2002 and at the HKU University of Arts in Utrecht, the Netherlands. In 2010 emigrated to Costa Rica. Lives and works in Berlin, Wrocław and Middle America.