"anfangen"

Gerd Conradt

Image: Gerd Conrad

Vom Leben und Wirken einer beständingen Anfängerin

Gerd Conradt, 84, ein Pionier der Videokunst, der über Jahrzehnte hinweg immer wieder Projekte über seinen selbst gewählten Lebensraum an der Spree und dessen politische Turbulenzen realisiert hat, lässt die Darstellerin seiner Dokumentation auch ausführlich über die Frauenbewegung der so bezeichneten 68er zu Wort kommen, der sie als viel beachtete Theoretikerin sowie als aktive Protagonistin angehörte. Auch auf diesem Territorium reflektiert Christina Thürmer-Rohr kritisch, streift ihre Positionen zur Mittäterschaft von Frauen vor allem im Nationalsozialismus und beschreibt ihre Verbindung zu den politischen Theorien Hannah Arendts, bis hin zu Betrachtungen über aktuelle cross-kulturelle und Gender-Tendenzen.

Christine Thürmer-Rohr, 88, feministische Theoretikerin, emeritierte Professorin und Musikerin hat eine ganze frauenbewegte Generation geprägt. Ihre Veröffentlichungen zur „Mittäterschaft“ leitete ein entscheidendes Umdenken ein: Es gab danach praktisch kein einfaches Männlich-Weiblich-Schema mehr, und eine differenzierte Betrachtung hielt fortan Einzug in frauenbewegte Theorie und Praxis. Vielfalt und Dialog sind zentral in Christina Thürmer-Rohr Denken: Sich das Unbekannte ansehen, es aufnehmen und einbeziehen, auch wenn es nicht recht passt – also immer wieder „anfangen“.

„Frauen werden nicht nur unterdrückt, missbraucht und in ein schädigendes System verstrickt, sondern steigen auch eigentätig ein, gewinnen Privilegien, ernten fragwürdige Anerkennung und profitieren von ihren Rollen, sofern sie sie erfüllen. Frauen sind nicht nur durch gemeinsame Leiderfahrungen geprägt, sondern auch durch direkte und indirekte Zustimmung zur Höherwertung des Mannes und zur Entlastung gesellschaftlicher Täter. Diese Bereitschaft zur Duldung, Unterstützung oder Nichtzuständigkeit ist der Triumph, den die Patriarchate feiern können.“

Christina Thürmer-Rohr: Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung (2010)[7]

anfangen (2014)

Der Film "anfangen", ertastet Momente aus dem Leben von Christina Thürmer-Rohr mit ihrer Besonderheit, Erkennen und Handeln nicht zu trennen. Er erkundet die Bodenlosigkeit, die freies Denken auslösen kann.

Im Anschluss gibt es ein Gespräch mit Regisseur Gerd Conrad.

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Cedric Gerd Conradt

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